1890 gehörten über 60 Personen zur Synagogengemeinde Wetter, und so verwundert es nicht, wenn der Wusch entstand, eine eigene Synagoge im benachbarten Garten von Levi Hess (Im Wasserloch Nr. 221) zu errichten. Vom 2. Dezember 1896 existiert eine genehmigte Zeichnung zum Bethaus für die Israeliten zu Wetter. Dieser Entwurf wurde auf Grund von Einsprüchen aus der Nachbarschaft nicht verwirklicht. Er sah auf einem Grundriss von 8,10 x 10,10 m einen zweistöckigen Fachwerkbau mit den charakteristischen Merkmalen der im Jahre 1897 errichteten Synagoge vor, aber ohne Dachreiter und Walmdach, also mit einem üblichen Satteldach. Durch den im Uhrzeigersinn um 90 Grad gedrehten Bau ging der Platz für ein eventuelles Ritualbad verloren, wozu dann - nach mündlicher Überlieferung - der Hausbrunnen von Elieser Baum (Mönchtor Nr. 199 - heut Nr. 13) diente.
Jetzt nutzte man die Gelegenheit - noch deutlicher als beim ersten Entwurf - religiöse Ausdrucksformen im Bau einzusetzen. Da fallen zunächst die Fenster auf: insgesamt 12 an den beiden Längsseiten, sie erinnern an die 12 Stämme Israels; im Obergeschoss an der Rückwand befinden sich zwei weitere, also über der Lade, die die Thorarollen enthielten. Sie erklären die Form der Fenster, denn so stellte man zur damaligen Zeit die Gesetzestafeln dar. Das Rundfenster über dem Eingang ist eine Abgrenzung gegenüber der Stiftskirche, sie besitzt ein solches nicht. Der achteckige Dachreiter überragt die übrigen Häuser, ein Merkmal, das eine Synagoge erfüllen sollte. Der Dachreiter selbst wurde von der Gestaltung der Bima (Vorlesepult) übernommen, weil die Zahl acht u. a. an die Beschneidung der jüdischen Knaben am 8. Tag nach der Geburt erinnert.
Der mit roten Ziegeln ausgemauerte Fachwerkbau hob sich von den umliegenden Häusern erheblich ab. Über einige Stufen gelangte man in den separaten Vorraum. Durch eine 1,40 m breite Öffnung fiel von dort der Blick in den Betraum und auf die Bima mit dem dahinter liegenden Thoraschrein. Die Bänke für die Männer waren an den Längsseiten angeordnet. Im Vorraum selbst befand sich rechts der Wohnraum für den Lehrer, links führte die Treppe zur Frauenempore und zur Schule für den Religionsunterricht der Kinder. Der Innenraum verbreitete eine freundliche Atmosphäre, da die Fenster eine grünliche Verglasung aufwiesen. Die Flachdecke war - wie wohl alle Innenseiten - weiß getüncht und mit verschieden farbigen Ornamenten versehen.
Am 10. September 1897 fand die feierliche Einweihung der neu erbauten Synagoge statt.