„Hot Time in Wetter“ – Voller Erfolg beim Jazzfrühschoppen
Bei strahlendem Sonnenschein fanden am 26. 09., dem Tag des offenen Denkmals, gut 60 Besucher den Weg in die ehem. Synagoge Wetter zu einem besonderen musikalischen Ereignis.
Der Träger- u. Förderverein ehem. Synagoge Wetter e.V. hatte einen Jazzfrühschoppen mit Vertretern der ersten Reihe deutscher Jazzer organisiert, die sich dem klassischen New-Orleans-Stil verschrieben haben. So konnten mit dem Saxophonisten Frank Selten und der Bassistin Lindy „Lady Bass“ Huppertsberger gleich zwei Ehrenbürger dieser Stadt, die weltweit als die Wiege des Jazz gilt, begrüßt werden. Zusammengestellt hatte dieses hochkarätige Ensemble der national wie international bekannte Pianist und Sänger Jan Luley, der wieder einmal sein Publikum mit flinken Fingern fast schwindelig spielen konnte.
Gleich zu Beginn konnte er die Besucher begeistern, wobei er nicht vergass, dass er in Oberhessen spielte, als er den Harry Connick Jr. - Hit „Come by me“ gut hessisch mit „Komm bei mich bei“ übersetzte und so das Publikum im Sturm gewinnen konnte. Frank Selten hatte, „weil sein Auto zu klein war“, lediglich einen „kleinen“ Teil seiner Saxophone mitgebracht: Vom singenden Sopran- bis zum beeindruckenden Bariton-Instrument reichte seine Auswahl, mit der er Klassiker von Sydney Bechet und Duke Ellington beeindruckend interpretierte, immer kongenial unterstützt durch die gezupften und gestrichenen Bassläufe von Lindy Huppertsberg, die den Improvisationen den nötigen Groove und Halt gab.
Nach den ersten Stücken gab es eine Pause, in denen sich alle mit Suppe und Schnittchen, Kaffee und Kuchen sowie kühlen Getränken erfrischen konnten. Die Mitglieder des Trägervereines hatten für die Besucher Speisen und Getränke gespendet, um gemeinsam dieses besondere musikalische Event feiern zu können.
Das zweite Set begann mit einem echten Highlight: Jan Luley bot solo ein kreolisches Traditional, bei dem man zeitweise den Eindruck hatte, dass seine Finger schneller waren als der Schall, der die Melodie an die Zuhörer weiterleitete. Spätestens jetzt konnte keiner mehr stillsitzen und einige begannen mitzutanzen. Erst die Mahnung von Frank Selten, dass der Titel seines Stückes korrekt „Everybody loves my baby“ und nicht „Every baby loves my body“ hieße, konnte kurzfristig wieder zur Ordnung rufen. Ebenso verhallte die Mahnung von Luley, bei einem Jazzfrühschoppen könne das Fässchen mit Bier ja nicht halbvoll bleiben, nicht ungehört. Die nächste Pause bot daher genügend Gelegenheit für angeregte und ausgelassene Gespräche.
Der dritte und letzte musikalische Teil stand ganz im Zeichen von Wetter: Er begann mit einem atemberaubenden Boogie Woogie, der bislang noch namenlos war und kurzerhand mit „Boogie for Wetter“ benannt wurde. Dann packte Selten endlich „die große Kanne“, das Bariton-Saxophon, aus und bot eine grandiose, von „Lady Bass“ einfühlsam und mitreißend begleitete, Interpretation des Ellington-Klassikers „Sophisticated Lady“. Schließlich wollten die Musiker mit „Hot time in Wetter“, einem echten mitreißenden Highlight, ihren Auftritt beenden. Doch sie hatten nicht mit dem Publikum gerechnet. Durch frenetischen Beifall herausgefordert, mussten sie noch einmal ran. Ihre Zugabe, der Klassiker „The Glory of Love“, der seit Benny Goodmans Version in unzähligen Cover-Versionen bekannt ist, hätte sich beinahe in eine Art Andacht verwandelt, wenn sich nicht zu den gut 120 klatschenden Händen noch mindestens 60 Füße gesellt hätten, die vom Rhythmus und der Musizierfreude des Trios mitgerissen waren. „So ein Erlebnis sollten wir öfter in Wetter haben“, war daher die einhellige Meinung der Besucher, die beschwingt am frühen Nachmittag den Heimweg antraten.
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